Sei willkommen und gesegnet
Im Zentrum soll die Erfahrung der Gemeinschaft mit Gott stehen. Der Psalmvers 139,5 „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ beschreibt gut, was diese Ur-Geborgenheit in Gott meint. Denn wir dürfen uns eingebettet wissen in die Zuwendung Gottes. Erst durch diese Erfahrung von Geborgenheit, die tiefer gründet als das Vertrauen in Menschen, ist es uns möglich, dass wir uns dem Leben mit seinen Höhen und Tiefen stellen und es in seiner ganzen Spannung annehmen können. Im Gebetsraum Lunz lässt sich die Geborgenheit in Gott durch das Gewölbe und die Begrenztheit des Raumes gut erleben. Unterstützt wird diese Erfahrung durch die Auswahl der Materialien: heimisches Lärchenholz für das Inventar und gelb-orangerote Farbtöne bei der Glasgestaltung, die den Raum in warmes Licht tauchen.
Das Ostfenster - Liebende Gemeinschaft in und mit Gott
Das Fenster Richtung Osten wurde vergrößert und neu gestaltet. Es soll an die Dreifaltigkeit erinnern – an das Wechselspiel der Liebe, das in Gott ist und an dem wir teilhaben dürfen. Der dreifaltige Gott ist durch die drei Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist in sich lebendige Beziehung und will uns in seine Gemeinschaft hineinziehen. Denn die Grunderfahrung im Neuen Testament ist: „Wir haben durch den Sohn im Heiligen Geist Zugang zum Vater“ (Eph. 2,18) und „Der Vater handelt durch den Sohn kraft des Heiligen Geistes an uns.“ Personsein versteht man in der Dreifaltigkeit als das „In-Beziehung-Sein“. Die göttlichen Personen sind ihr Bezogensein aufeinander. Die Dreifaltigkeit führt durch die gegenseitige Durchdringung der drei Personen – Vater, Sohn und Heiliger Geist – zu einer Einheit, deswegen spricht man auch von der Dreieinheit. Der Theologe Gisbert Greshake vergleicht diese göttliche Gemeinschaft mit einem Spiel, das in der göttlichen Liebe stattfindet. Dieses Spiel kann mit einem Tanz verglichen werden, in dem sich die Liebenden umtanzen. Die gegenseitige Durchdringung der drei Personen ist ein Urbild des Lebens als Gemeinschaft, wo Einheit und Unterschiedlichkeit völlig und gleichzeitig zum Ausdruck kommen. Das bedeutet, dass Einheit und Verschiedenheit gleich ursprünglich und wesenhaft für Gemeinschaft sind.
Altar als Ort der Gemeinschaft
Der Altar ist aus massivem heimischem Lärchenholz gefertigt und in seiner Gestaltung sehr einfach gehalten. Ein heller Spalt aus durchsichtigem gelbem Epoxidharz erinnert daran, dass Jesus selbst – der Leib Christi – für uns gebrochen wurde und wird. Aber dieser lichte Spalt ist gleichzeitig der Ort, wo der Himmel geöffnet ist, die Schwelle zwischen Erde und Himmel. Um diesen Tisch soll Gemeinschaft erlebt werden: Miteinander und mit Gott. Hier wird das Brot – sprich„Leben“ – geteilt und auf das Wort – sprich „Zeugnis“ – von Menschen gehört.
Der Tabernakel
Gott ist der „Ich bin da.“ Der Tabernakel wurde aus dem biblisch bekannten Zedernholz gefertigt. Das Dreieck auf der Glastür soll an das Zelt (=Tabernaculum) erinnern, das Mose den Israeliten beim Zug durch die Wüste als Wohnstätte für Gott machte. Es war das Zeichen, dass Gott immer bei seinem Volk ist. Jesus hat dieses Bundeszelt abgelöst. Durch ihn ist Gott nun in unserer Mitte. Der gelbe Kreis in der Mitte des Dreiecks soll an die Gegenwart Gottes erinnern. Er ist der „Ich bin da“ in diesem Raum und in unserm Leben.
Ikonen
Ikonen werden auch als „Fenster zum Himmel“ bezeichnet.
Jesus und sein Freund ist eine koptische Ikone.
Das Original stammt aus dem 6./7. Jahrhundert und befindet sich im Louvre in Paris. Die „Ikone der Freundschaft“ ist eine der beliebtesten Ikonen in Taizé. Links ist der heilige Abt Menas („Vater Menas, Wächter“) und rechts Jesus Christus, der Retter („Soter“), auch erkennbar am Kreuz-Heiligenschein. Christus hält in der linken Hand das Evangeliar, die rechte Hand legt er seinem Freund, Zeugen und Begleiter liebevoll über die Schulter. Menas scheint mit seiner rechten Hand auf Christus hinzuweisen: Er ist es, der mir Rückendeckung gibt. Auf ihn kommt es an! Auch wir können darauf vertrauen, dass Christus an unserer Seite steht und seine schützende und segnende Hand über uns hält.
Mutter Gottes – „die Zärtliche“
Dieser Typus der Gottesmutter wird auch als Madonna Glykophilusa bezeichnet und zeigt die innig-vertraute Beziehung zwischen Gottesmutter und Christuskind. Maria hält das Kind auf beiden Händen. Dieses blickt zu ihr, schmiegt sich an ihre Wange und berührt sie am Hals, umarmt sie aber nicht, sondern hält die Schriftrolle in seiner Hand. Während das Christuskind in diesem Bildtypus zuweilen spielend dargestellt wird, wahrt die Gottesmutter, um das Schicksal ihres Sohnes wissend, einen ernsten Gesichtsausdruck.
Die Idee für den Gebtsraum kam von einer Gebetsgruppe der Pfarre, die für Andachten, Gebet, aber auch Wochentagsmessen, einen idealen Ort suchte. Im alten Wirtschaftsgebäude des Pfarrhauses fand sich ein Raum der aufgrund seines Gewölbes als passend befunden wurde und auch gut umzugestalten war. Nach dem Motto: „Sei willkommen und gesegnet.“ steht der Gebetsraum nun allen offen, die einen Moment der Sammlung suchen, um Kraft und Zuversicht für ihren Alltag zu finden. Hier sind wir eingeladen, da zu sein, so wie wir sind: Ob müde von der Arbeit, verunsichert durch Krankheit oder froh und dankbar über ein freudiges Ereignis. Im gemeinsamen Gebet oder in der Stille können wir hier die Gegenwart Gottes in unserem Leben wahrnehmen.