Kreuzkapelle
Im Mittelpunkt der Gestaltung steht das Thema des Kreuzes als Ausdruck für unser fragmentarisches Leben, aber vor allem auch das Kreuz als Zeichen für Heil und Erlösung.
Das Kreuz ist seit jeher ein Symbol für die Einheit aller Gegensätze. Es verbindet in der Vertikalen oben mit unten – den Himmel mit der Erde – und in der Horizontalen die Menschen miteinander.
Am Kreuz geschieht Versöhnung, indem die Gegensätze dieser Welt in sich vereinigt und miteinander verbunden werden.
Auch der Mensch erinnert schon, wenn er seine Arme ausbreitet an ein Kreuz.
Aber das Kreuz hat auch etwas sehr Belastendes und Abschreckendes an sich: ich denke da an die gekreuzigte Liebe – an jesus christus am Kreuz – er steht für das Leiden in der Welt, das wir von Anfang an auch am eigenen Leib erfahren, wo wir verletzt, enttäuscht werden und dieses Leid auch anderen zufügen… schauen wir nur jetzt in die Ukraine.
Die unglaubliche Antwort, die uns Jesus von Nazareth vorgelebt hat, war. Trotzdem zu lieben, die Arme zu öffnen, trotz des Leidens, trotz der Verletzungen das Leben und die Menschen zu bejahen. Das ist der Weg der Vergebung, des Neuanfangs. Trotzdem Ja zum Leben weil uns das Nein die Luft und jegliche Freude nimmt.
Das ist aber aus eigener Kraft nicht möglich, sondern nur in Verbindung mit einer unerschöpflichen Quelle des Lebens, die wir als Christen Gott nennen. Diese Verbindung mit dieser Urkraft - mit dieser Quelle des Lebens soll in diesem Raum ermöglicht werden.
Eingangsbereich
Der Eingangsbereich der Kapelle ist betont offen und freundlich gestaltet- er will neugierig machen und alle (ob religiös oder Nicht) willkommen heißen nach dem Motto
„Sei willkommen und gesegnet!“oder „Mein Haus ist dein Haus!“
Gerade in Zeiten von Krankheit und Unsicherheit braucht es Momente des Kraftholens und der Stille, wo man sich verankern kann und Zuversicht und Hoffnung findet. Hier ist jeder eingeladen, da zu sein, so wie er ist.
Schon auf der Glastrennwand sieht man die Balken eines bunten Kreuzes in warmen Gelb-, Orange- und Rottönen – den Farben des Lebens. Der Eingang ist genau am Kreuzungspunkt. Wer genau schaut, kann im Querbalken einen Fisch erkennen. Der Fisch ist neben dem Kreuz eines der ältesten Erkennungszeichen für Christen. Das hat seine Erklärung darin, dass die Zusammensetzung der griechischen Bezeichnung
für Fisch – „I CH TH Y S“ – mit jedem Buchstaben auf einen Namen Jesu hinweist:
I für Jesus, CH für Christus, TH für Gott, Y für Sohn und S für Retter.
Dies ergibt eine Kurzfassung des Glaubensbekenntnisses:
Jesus ist als Christus der Sohn Gottes und der Heiland der Welt.
Rückwand
An der Rückwand steht der Schriftzug
„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“
Dieser Vers ist aus dem Psalm 139 und soll uns die Erfahrung einer Ur-Geborgenheit vermitteln. Diese gründet tiefer als das Vertrauen in menschliche Beziehungen. Das heißt, dass unser Leben nicht grundlos oder sinnlos, sondern von Anfang an eingebettet ist in ein größeres Ganzes.
Dieses Gebet wird von drei geschwungenen goldenen Linien eingefasst, die die Zuwendung Gottes – das Eingebettet sein in Vater, Sohn und Geist – schematisch darstellen. Das heißt Der Mensch steht im Mittelpunkt göttlicher Zuwendung. Erst durch diese Erfahrung dieser Ur - Geborgenheit ist es uns möglich, dass wir uns dem Leben mit seinen Höhen und Tiefen stellen und es in seiner ganzen Spannung annehmen können. Dass wir das uns gestellte Kreuz annehmen können und das Leben trotz Schmerz bejahen können.
Altar
Der Altar ist wie das übrige Inventar aus heimischem Eichenholz gefertigt und in seiner Gestaltung sehr einfach und rustikal gehalten. Ein vergoldeter Riss erinnert daran, dass Christus selbst – der Leib Christi – für uns gebrochen wurde und wird. Um diesen Tisch soll heilende Gemeinschaft erlebt werden.
Hier wird das Brot – sprich „Leben“ – geteilt und auf das Wort – sprich „Zeugnis“ – von Menschen gehört.
Kreuz
Das Kreuz hinterm Altar, ist aus Epoxydharz und Eichenholz gestaltet. Die viereckige Form steht für unser Leben die Unterbrechungen dien in Epoxydharz ausgeführt. Bei der Gestaltung waren für mich die Worte des Musikers Leonard Cohen wichtig
„There is a crack in everything. That´s how the light gets in.“
„Es gibt in allem einen Riss. Aber so dringt auch das Licht ein!“
Der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft Fère Roger Schutz beschreibt es ähnlich, wenn er sagt „Die Wunde kann zum Einfallstor für Gottes Geist werden.“ In der Mitte ist ein kreuzförmiger Lichtspalt. Er verweist auf eine tiefere Dimension unseres Lebens, die hell ist und betont die Überwindung des Leides und des Todes und stellt ein Symbol der Erlösung dar. Ludger Hinse sagt es so:
„Es ist die Lichtspur von der kommenden Welt, und auf diese Spur müssen wir uns einlassen. Sie nimmt uns die Angst vor dem Ende und zeigt uns, dass hinter der Dunkelheit ein Licht liegt.“
Tabernakel
Der Tabernakel, in dem der Leib Christi aufbewahrt wird, ist farblich geteilt in Gold und Holz Natur. Damit soll ausgedrückt werden, dass der Leib Christi für uns gebrochen wird und es erinnert an das Glaubensgeheimnis: „wahrer Mensch und wahrer Gott“ Unterhalb befindet sich eine Kreuzreliquienmonstranz und das Heilige Krankenöl.)
„Das Leben wählen, heißt die Schwierigkeiten, die Erfolglosigkeit, die Ängste und Gegensätze in Kauf zu nehmen.
Das Kreuz umarmen heißt heute, in den Widerstand - in das- Trotzdem Ja -hineinzuwachsen.
Und das Kreuz wird grünen und blühen. Wir überleben das Kreuz.
Wir wachsen im Leiden. Wir sind der Baum des Lebens.“
Dorothee Sölle