Die Emmausgeschichte als Grundlage für die Gestaltung

Lebenswunden Erfahrung von Gebrochensein, Scheitern und Trauer gehören zum Menschsein dazu. Genau dort aber, wo wir gebrochen sind, sind wir geöffnet für die anderen und „das ganz Andere“. So können Lebenswunden zum „Einfallstor Gottes“ werden und es kann neues Leben aus ihnen wachsen. So geht es auch den beiden Jüngern Jesu, die nach dem Kreuzestod ihres Herrn völlig verzweifelt sind und Richtung Emmaus aufbrechen.
Weggemeinschaft Jesu Freunde sind so in ihrer Verzweiflung verstrickt, dass sie ihn nicht erkennen können, als er sich zu ihnen gesellt. Sie sind mit Blindheit geschlagen. Jesus geht mit ihnen und stellt ihnen Fragen: „Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“ (Lk 24,17). Und er hört ihnen zu. Durch sein Mitgehen und Zuhören weitet sich ihr Blick und ihr Herz öffnet sich. Der Hinzukommende, der Fremde oder auch „der ganz Andere“ wendet die Situation.

Zeugnis geben

„Und er legte ihnen dar [...], was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.“
Lk 24,2

Nun spricht Jesus zu den Jüngern und erklärt ihnen die inneren Zusammenhänge. Denn erst jetzt sind sie bereit, auf ihn zu hören und ihr Herz zu öffnen: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“ (Lk 24,32).
Mahlgemeinschaft „Sie erreichten das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns, denn es wird Abend,...“ (Lk 24, 28.29) Jesus – der fremde Gast – bleibt bei ihnen und wird nun zum Gastgeber und Geschenk: „Und es geschah, als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es
ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn und er entschwand ihren Blicken.“

Neuanfang

Die Jünger dürfen nach diesem Erlebnis erkennen, dass Jesus auferstanden ist und dass das Leben den Sieg trägt. Diese Erkenntnis wird zu einer unerschöpflichen Quelle der Hoffnung, der Freude und des Lebensmutes. Diese Wahrheit bewegt sie dazu, weiterzumachen. Sie kehren nach Jerusalem zurück, um die frohe Botschaft des Lebens zu verkünden und mit allen zu teilen.

Rückzugsraum

„There is a crack in everything, that´s how the light gets in.“
Leonard Cohen

Lebenswunden

Das Thema dieses Raumes gilt der Verletzlichkeit des Lebens, den großen Lebenswunden wie dem Tod und der damit verbundenen Trauer. Mit diesen kann man hier in Berührung  kommen, sie spüren und zulassen. Denn gerade dort, wo wir verwundet und gebrochen sind, sind wir auch geöffnet und empfänglich und können Heil durch andere und den „ganz Anderen“ – Gott – erfahren.
Die Skulptur „Lebenswunde“ von Ulla Frühwald zeigt „heiles, aber verwundetes Leben“.  Sie entstand aus einem morschen Birnbaum, dessen Inneres nun hell und vergoldet ist. In dieseem Raum besteht die Möglichkeit, den Baumstamm und seine Wunde zu berühren um in Kontakt zu kommen mit der eigenen Verletzlichkeit. Denn das Geheimnisvolle am Leben ist, dass oft gerade diese verletzten Stellen (wie auch Leonard Cohen beschreibt) zu einem Ort des Lichts werden können. 

Wenn wir aus diesem Rückzugsraum - der geschützten Höhle der Verletzlichkeit - in den Hauptraum treten, dürfen wir das Leben neu und heilsam erfahren in all seinen Farben und Facetten.

Hauptraum

„Wo zwei oder drei in meinem Namen beisamen sind, bin ich mitten unter ihnen.“
Mt 18,20

Heilung Durch Gemeinschaft

Die Öffnung anderen gegenüber setzt voraus, dass ich Schutz und Geborgenheit erfahre und mich dadurch öffnen kann. Im Raum entspricht das Strukturen, die klaren Halt geben. Man kann den Boden, die Erde spüren und erfährt, dass er trägt.

Die durch das „Mitgehen und Mitsein“ erfahrene Gemeinschaft ermöglicht den Freunden Jesu, wieder Augen, Ohren und das Herz zu öffnen. Der fremde „Hinzukommende“ – der „ganz Andere“ – wendet die Situation durch sein Mitgehen und Zuhören und die zwei Jünger öffnen sich und erzählen, wie es ihnen geht. Erst dann erklärt ihnen der Fremde – Jesus – die inneren Zusammenhänge und sie beginnen zu verstehen.

Dieser Raum soll Gemeinschaft ermöglichen durch unterschiedlich große Sitzkuben, deren Position man selbst bestimmen kann. Die Gemeinschaft braucht ein Zentrum – den Tisch. Hier wird das Brot des Lebens geteilt (Leben teilen = gemeinsam essen und einander vom Leben erzählen). Für besondere Feiern und Anlässe gibt es auch einen Ort für das Zeugnis – ein Pult, von dem aus gesprochen oder aus der Bibel gelesen werden kann.

„Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen.“
Jes 43,2

Neues Leben

In der Nordwestecke des Raumes ist eine Glasinstallation zu sehen, die wie ein Fenster wirkt und Blicke freigibt wie in eine andere Dimension. Aus einer eigentlich dunklen Ecke fällt Licht wie durch Spalten und Öffnungen in den Raum unseres Lebens. Hinter den rechteckigen Gläsern lässt sich ein Lichtraum ausmachen. Die bunten Glasstücke sollen erinnern an unser bruchstückhaftes Sehen der Wirklichkeit in Anlehnung an: „Jetzt erkenne ich stückweise. Dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt worden bin“ (1 Kor 13,12.13). Auch in der biblischen Emmausstelle wird diese Thematik aufgegriffen: „Ihre Augen wurden gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten.“ (Lk 24,16) Wenig später beim Brotbrechen in Gemeinschaft und Teilen ihres Lebens, dürfen die Jünger erkennen: „Ihre Augen wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde vor ihnen unsichtbar.“ (Lk 24,31).

Die Glasinstallation ist ein Werk des renomierten Glaskünstlers Rudi Gritsch. Die Glasbahnen stellen verschiedene Lebensdimensionen dar. Links ist eine Bahn aus Gläsern, die in tief bewegtem Blau gestaltet ist. Es symbolisiert undurchdringliche, göttliche Tiefe – das Urmeer oder Wasser des Lebens. In der Mitte dominiert Rot, das für die Turbulenzen und Leidenschaften des Lebens steht, das Feuer des Lebens. Dazwischen zeigt sich im Hintergrund eine gelb-orange Glasbahn, die das verbindende Licht – Gottes Anwesenheit – versinnbildlicht (siehe Zitat oben). Rechts, nach einem größeren Abstand, sehen wir eine luftige, leichte, hellblaue Bahn, die an den Himmel erinnert. Sie steht für die Erlösung – das Nach-oben-Aufrichten – und den Hoffnungsort Himmel.